Die Präsentation des nach vielen Jahren Unterbrechung erneut produzierten Guide Michelin avancierte zum Schaulaufen der kochenden, schreibenden und repräsentierenden Prominenz. Viel Geld hat das Land ausgegeben, um wieder auf der Bühne der besternten Gastronomie zu erscheinen.

Ein Signature Dish des Hangar 7.
Die Sache dürfte sich lohnen. International ist der Stern im Guide Michelin kaum zu überschätzen. Nicht nur Amerikaner, auch Gäste aus Asien reisen nun mal gern nach der sogenannten Roten Bibel; nicht wenige Franzosen und Schweizer schauen ebenfalls sicherheitshalber nach, ob das Hotel, in dem sie gebucht haben, ein besterntes oder wenigstens bibgourmandetes Restaurant besitzt – oder ob zumindest ein prämierter Betrieb in der Nähe steht.
Wer allerdings Überraschungen am laufenden Band erwartet hatte, ein Vom-Kopf-auf-die-Füße-Stellen der österreichischen Gastroszene, der wurde eines Besseren belehrt. Die Inspektoren des Guide Michelin blieben überwiegend auf der sicheren Seite. Man merkte es bei den Auszeichnungen für Service und Sommellerie. Barbara Eselböck, die den Service Award bekam, und Alex Koblinger, der für seine Weinkenntnisse ausgezeichnet wurde, hatte man auf der Short List gehabt.
Auch bei den Ein-Sternern gab es mehr Bestätigungen überzeugender Leistungen als Sensationen. Immerhin: Auch in Wien, das bisher ja bekanntlich mit Sternen bedacht war, wurde zugelegt. Herzig, Z’SOM und Esszimmer ergatterten neu den Stern. Dass Hubert Wallner und die Geschwister Rauch, die zu den bekanntesten Gastronomen des Landes zählen, auch mit einem Stern bedacht wurden, allerdings nicht mit zweien, dürfte den einen oder anderen, vielleicht auch die Inhaber verblüfft haben; dass Gut Purbach nur den grünen Stern bekam, auch. Bei den Zweisternern orientierte sich der Michelin ein bisschen an glorreicher Vergangenheit: Obauer oder Landhaus Bacher bekamen jene Bewertung, die sie schon 2009, beim letzten Michelin-Erscheinen, innegehabt hatten. Doch es gab auch mutige Neuerungen. Schön, dass der junge Chefkoch der Roten Wand ebenso zwei Sterne zugesprochen bekam wie das Ois in Neufelden oder Stefan Doubek in Wien.

Endlich drei Sterne.
Eine echte Überraschung waren dann die zwei Sterne für Dennis Ilies, den neuen Küchenchef des Tannenhofs in St. Anton. Der hatte zu Beginn der Wintersaison begonnen, einen Stern erhofft. Dass es aus dem Stand zwei wurden, lässt staunen – offenbar wurde noch last minute getestet -, wird allerdings verständlich, wenn man weiß, dass Ilies schon mal Souschef des dreifach besternten Kevin Fehling in Hamburg war.
Beim Thema drei Sterne waren die Spekulationen im Vorfeld übergesprudelt. Das Ikarus? Der Taubenkobel? Das Landhaus Bacher? Doch es wurde dann der – und neben Veteran Juan Amador nur der -, dem die meisten Kollegen schon vor Jahren die Höchstauszeichnung gewünscht hätten. Heinz Reitbauer kocht im Steirereck schon eine gefühlte Ewigkeit auf Drei-Sterne-Level, bekommt die entsprechend dekorierte Kochjacke aber erst jetzt. Besser spät als nie.